An der Decke der Synagoge zeigt sich ein brachiales, un-wahrscheinliches Ding, eine kristalline Struktur aus Holz, die fast die gesamte Fläche einnimmt und dabei das Zentrum frei lässt - ein gewaltiger Bilderrahmen ohne Inhalt. Unwillkürlich denkt man zunächst an eine Dornenkrone - deplatziert in einem jüdischen Gebetshaus, (zu) streng genommen. Die Regelmäßigkeit und Wiederholung der Grundformen erinnert an architektonische Details wie man sie beispielsweise bei der dreidimensionalen Deckenornamentik des Löwenhofes in der Alhambra in Granada findet. Judentum, Christentum, Islam. Extrudierter Davidsstern, lichte, schwebende Verweise auf Zweig und Verzweigung des Religiösen (friedlich?) unter einer Decke an der Decke, aber man wagt es kaum darunter zu treten. Hier, wie auch in früheren Arbeiten Metzels befinden sich optische Leichtigkeit und tatsächliche Schwere des Materials in einem fragilen Gleichgewicht, von dem ein subtiles Gefühl der Bedrohung ausgeht.
Der Titel der Arbeit, Sprachgitter, nimmt Bezug auf ein Gedicht und einen gleichnamigen Gedichtband von Paul Celan, der im Jahr 1959 erschienen ist. Stets wiederkehrende Motive in diesem Zyklus sind die Stimme, das Sehen und das Schweigen.
(Wär ich wie du. Wärst du wie ich.
Standen wir nicht
unter einem Passat?
Wir sind Fremde.)¹