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Olaf Metzel

Sprachgitter

4.10.2009 – 17.01.2010

Die Sprache dient im Allgemeinen der Kommunikation zwischen A und B. Gehören A und B verschiedenen Nationen oder kulturellen Hintergründen an, sieht die Sache schon anders aus. Sprechen A und B die gleiche Sprache, so ist dennoch nicht klar, niemals klar, ob B weiß, was A mit dem Gesagten gemeint haben könnte und vice versa. Worte kommen sperrig aus Mündern, - erlernte Lautfolgen für alle - , ein jedes gebraucht und ungeeignet, verbindend und verbindlich innerhalb von Grenzen - Sprachheimat. Am Lichtsinn errätst Du die Seele, schreibt Celan. Wie viele Menschen würden den Turing-Test bestehen?2 Die Sprache begrenzt den Bereich des Schweigens, wie das Schwarz der Buchstaben das Weiß des Papiers begrenzt. Zu Metzels Arbeit schaue ich hinauf. Ich nehme kein Gegenüber auf der anderen Seite an. Zeichenhafte Sternenstacheln und Kreuzornamente umgeben tonnenschwer ein Abwesendes, umschreiben und umgeben das Unsagbare oder das, wofür die Sprache fehlt, als Inversion der Gitterstruktur der Zeichen.

1) Paul Celan, Sprachgitter, in: Die Niemandsrose. Sprachgitter. Gedichte. Frankfurt a.M., 13. Aufl. 2003, S.104
2)Der Turing-Test wurde 1950 von Alan Turing vorgeschlagen, um entscheiden zu können, ob eine Maschine ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen hat. Im Zuge dieses Tests führt ein menschlicher Fragesteller über eine Tastatur und einen Bildschirm ohne Sicht- und Hörkontakt mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern eine Unterhaltung. Der eine Gesprächspartner ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Beide versuchen, den Fragesteller davon zu überzeugen, dass sie denkende Menschen sind. Wenn der Fragesteller nach der intensiven Befragung nicht klar sagen kann, welcher von beiden die Maschine ist, hat die Maschine den Turing-Test bestanden, und es wird der Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen unterstellt.

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Diashow (3 Bilder)

Olaf Metzel, Sprachgitter, Foto: Fritz Barth

Olaf Metzel, Sprachgitter