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Sol LeWitt

Lost Voices

13.3. – 29.5.2005
Man registriert die Phänomene schließlich keineswegs von einer neutralen Position aus, sondern bedenkt sich zugleich als Sehenden, Hörenden und Empfindenden mit, auch und gerade im Falle des Entzugs einer bestimmten Erfahrung. Zum Beispiel dann, wenn man wegen der Mauer nicht weiterkommt und auf sich selbst und seine anfängliche Ratlosigkeit und Unsicherheit zurückgeworfen wird. Man bemerkt auf diese Weise natürlich auch seine eigenen Reaktionen und Veränderungen in Bezug auf das soeben Gesehene und Gehörte. Schließlich begreift man die Abhängigkeit der soeben gemachten Wahrnehmungen von seiner körperlichen Anwesenheit im schmalen Raum unter der Empore und unmittelbar vor der Trennwand. Im Idealfall sieht und reflektiert der Betrachter schließlich die Bedingungen der Möglichkeiten und Grenzen seiner Erfahrungen auf kritische Weise. So etwas aber ist eine ästhetische Erfahrung, welche sich in ihren Grundlagen sowohl von einem interesselosen Wohlgefallen, als auch von einem blinden Einverständnis in eine gleichsam didaktisch vorgehende Kunst auf befreiende Weise unterscheidet. Es geht darum, jenseits der eigenen Befangenheiten und Grenzen noch Möglichkeiten einer Veränderung seiner selbst (und damit letztlich auch der Verhältnisse, in denen man lebt) aufzuspüren. Und dies gelingt trotz oder gerade wegen des Gewahrwerdens eines hier konstatierten Verlustes, wie er im Titel der Arbeit bereits anklingt

Peter Friese

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Diashow (3 Bilder)

Synagoge Stommeln, Sol LeWitt, Installationsansicht, Foto Werner J. Hannappel

Sol LeWitt, Lost Voices